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23.09.2018, 13:44 Uhr
Für eine kiezverträgliche Bebauung am Kastanien Boulevard !
anstelle eines Hochhauses mit 14 Etagen.

In den letzten Wochen haben sich angesichts der bekannt gewordenen Planung von Senat und Bezirksamt für den Bau einen 14 stöckigen Hochhauses am Kastanien Boulevard zahlreiche besorgte Anwohner an mich gewandt.

Um es bereits an dieser Stelle deutlich zu sagen, die Anwohner befürworten durchweg eine Neubebauung der Fläche des alten Supermarkts. Sie lehnen aber aus guten Gründen die Errichtung eines unpassenden Hochhauses in ihrer Nachbarschaft ab.

Ich teile die Bedenken der Anwohner und möchte Sie gerne an dieser Stelle über den aktuellen Sachstand sowie die Argumente der Anwohner informieren.

Direkt am Kastanien Boulevard inmitten einer sechsgeschossigen Bebauung soll für die städtische Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU AG nach aktueller Planung ein Hochhaus mit 14 Etagen entstehen. Noch Mitte des Jahres war seitens des Bezirksamts nur von 12 Etagen die Rede.

Die Schaffung dringend benötigten Wohnraums befürworten die Anwohner am Kastanien Bouelvard und auch ich entgegen anderslautender Behauptungen uneingeschränkt.

Das Grundstück des ehemaligen Supermarkts eignet sich grundsätzlich für eine kiezverträgliche Wohnbebauung, auch wenn es an der notwendigen sozialen Infrastruktur, wie Schule & KiTA noch fehlt.

Der vor der Baumaßnahme notwendige Arbriss des alten Supermarkts soll nun in Kürze endlich beginnen. Die Arbeiten zur Vorbereitung des Abrisses im Inneren des alten Gebäudes haben bereits angefangen. Im Anschluss muss der Eigentümer dann beim Bezirksamt einen Bauantrag stellen.

Das Bezirksamt muss diesen Bauantrag nach den Kriterien des § 34 Abs. 1 BauGB prüfen. Diese Kriterien formuliert das Gesetz so:

"Innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile ist ein Vorhaben zulässig, wenn es sich nach Art und Maß der baulichen Nutzung, der Bauweise und der Grundstücksfläche, die überbaut werden soll, in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und die Erschließung gesichert ist. Die Anforderungen an gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse müssen gewahrt bleiben; das Ortsbild darf nicht beeinträchtigt werden.".

Nach Ansicht zahlreicher Anwohner und auch mir erfüllt die geplante Bebauung mit einem Hochhaus und 14 Etagen diese gesetzlichen Kriterien nicht.

Die nähere Umgebung prägen vielemehr lediglich 6 geschossige Gebäude entlang des Boulevards, des Auerbacher Rings und der Stollberger Straße. Das geplante Hochhaus würde zudem selbst noch die weiter entfernten Wohnhäuser an der Riesaer Straße mit ihren 8 Etagen deutlich überragen.

Ein solches Hochhaus führt zudem zwangsläufig zu einer Verschattung des Wohnumfeldes zu Lasten der dort lebenden Bewohner.

In der öffentlichen Debatte versuchen leider manche Bezirkspolitiker die berechtigten Sorgen der Anwohner als eine generelle Verweigerung der Wohnbebauung am Kastanien Boulevard darzustellen und das Hochhaus selbst zu einer tollen Maßnahme zur Verbesserung des Wohnumfelds hochzustilisieren. Selbst das Argument des angeblichen Zuzugs neuer kaufkräftiger Mitbürger und einer Wiederbelebung des Einzelhandels am Boulevard und in der Hellen Mitte wird hier ins Feld geführt.

Diese Argumentation ist daher in meinen Augen gegenüber den Anwohner des Bouelvards sehr unredlich. Die Anwohner sind natürlich für den Abriss und eine Bebbaung.

Angesichts der geplanten Schaffung von mindestens 50% geförderten Wohnraums bin ich jedoch bezüglich der realistischen Mieter- und Einkommensstruktur in einem solchen Hochhaus sehr skeptisch. Dies insbesondere, weil mir das Bezirksamt auf meine Anfrage aus dem Juli 2018 noch eine Quote von 121 geförderten Wohnungen bei 149 insgesamt zu bauenden Wohnungen mitgeteilt hat. Keine dieser Quoten entspricht aber der für einen stabilen Kiez notwendigen und bewährten Berliner Mischung der Bewohnerschaft.

Der Abriss des alten Supermarkts und ein Neubau werten das Wohnumfeld am Kastanien Boulevard grundsätzlich auf. Mit zunehmender Höhe lässt sich die Aufwertung aber nicht weiter steigern. Angesichts der schwierigen sozialen Lage in dem Quartiersmanagment-Gebiet (QM) befürchten viele Anwohner und Gewerbetreibende vielmehr eine Verschlechterung der Lage durch ein den Bau eines Hochhauses.

In ihren Augen braucht es gerade angesichts der gegenwärtigen Situation zur Stabilisierung des Gebiets eine kiezverträgliche Bebauung des Grundstücks. Hier möchten die Anwohner gerne mitreden und von der Politik mit ihren Sorgen ernst genommen werden. Von der ursprünglichen Forderung des Linken Wahlkreisabgeordneten  "Neugestaltung des Kastanienboulevards Für echte Mitbestimmung!" will die Linke heute leider augenscheinlich nichts mehr wissen.

Dieser Sinneswandel zu Lasten der Bürger ist sehr bedauerlich. Aus meiner Sicht kann es doch nicht angehen, dass vom rot-rot-grünen Senat in der Innenstadt weiterhin große Flächen unbebaut bleiben und in unserem Bezirk Investoren im Auftrag städtischer Wohnungsbaugesellschaften in einem sozial angespannten Quartier ein Hochhaus errichten. 

Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass trotz zahlreicher Bauvorhaben in unserem Bezirk an keiner anderen Stelle, insbesondere nicht bei Bauvorhaben der GESOBAU AG, in Hellersdorf ein solches Hochhaus geplant oder gar errichtet wird. Das Bezirksamt hat bei den entsprechenden Bauvorhaben zu Recht stets die historisch zur Stadtgrenze auslaufende Bebauung der Großsiedlung, d.h. die Eigenart der näheren Umgebung, im Blick gehabt.

Wieso das Bezirksamt diese Kriterien am Kastanien Boulevard nun über Bord geworfen hat und hier eine maximale Verdichtung des Grundstücks befürwortet, erschliesst sich mir nicht. Der Erklärungsversuch, dass ein solches Hochhaus eine "Landmarkenfunktion" hätte, d.h. weithin sichtbar sei, gilt jedenfalls für alle Hochhäuser und ist daher gerade kein Argument im Sinne des § 34 BauGB.

Die vom Senat verursachte Wohnungsnot lässt sich nicht am Kastanien Boulevard lösen! Dies ist vielmehr eine gesamtstädtische Aufgabe, zu der natürlich auch ein Bauvorhaben am Kastanien Boulevard kiezverträglich beitragen kann. Der Senat muss jedoch endlich auch in der Innenstadt, z.B. an den Rändern des Tempelhofer Felds, mit Wohnungsbau beginnen.

Angesichts dieser Ausgangslage und der einhelligen Befürwortung des Hochhausbaus am Kastanien Boulevard durch SPD, Linke und AfD verstehe ich gut, dass die Bürger sich im Stich gelassen fühlen und sich nun selbst für ihr Wohnumfeld und eine kiezverträgliche Bebauung einsetzen.

Die Anwohner haben begonnen, sich bei Facebook auszutauschen und gemeinsam Unterschriften für eine kiezverträgliche Bebauung am Kastanien Boulevard zu sammeln.

Gerne unterstütze ich diese Bemühungen als Ihr Bezirksverordneter mit der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung von Marzahn-Hellersdorf (BVV) und mit dem Sammeln von Unterschriften im Treffpunkt bürgernAH am Cecilienplatz 4.

Bitte unterstützen auch Sie als direkter oder mittelbarer Anwohner des Kastanien Boulevards dieses bürgerschaftliche Engagement mit Ihrer Unterschrift. Natürlich können Sie auch selbst in Ihrer Nachbarschaft Unterschriften sammeln. Die entsprechenden Liste erhalten Sie u.a. in meinem Bürgerbüro. Gerne schicke ich Ihnen aber auch eine Sammelliste zu.

Ich fordere die Bürgermeisterin, Frau Pohle, und die Bausenatorin, Frau Lompscher auf, diese Planungen für ein 14 Etagen Hochhaus sofort zu stoppen und mit der GESOBAU AG eine kiezverträgliche Bebauung des Grundstücks abzustimmen.


Weitere Informationen:

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aktualisiert von Alexander J. Herrmann, 23.09.2018, 15:42 Uhr
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